Praxis für komplementäre Tiermedizin mit Schwerpunkt Akupunktur, TCVM und Tierkinesiologie


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Qi-Stagnation - wenn es schmerzt...!

Bettina Salzmann-Wode • 25. August 2021

Schmerzen !!! - aus Sicht der TCM ... hilfreiche Nadeln versus Schmerzmittel!

Schmerz wird bei unseren Haustieren (Hunde, Katzen und kleine Heimtiere) sehr häufig übersehen. Vielfach sind die Besitzer nicht vertraut mit der entsprechenden Mimik ihres Haustieres und stellen es daher erst sehr spät aufgrund einer Schmerzsymptomatik in der Praxis vor.

Aufgrund der Empfindlichkeit  von inneren Organen gegenüber dauerhaften Schmerzmitteleinsatz, ist deren Gabe irgendwann endlich und der Besitzer sucht dann nach weiteren Methoden um die Schmerzen seines Tieres zu lindern.

Hier gibt die Akupunktur zusätzliche oder auch alleinige Inputs zum Schmerzmanagement unserer Haustiere.


Der schulmedizinisch denkende Therapeut kennt die Definition von Schmerz, wie folgt:

Schmerz ist eine subjektiv empfundene unangenehme bis unerträgliche Körperwahrnehmung ausgelöst durch einen mehr oder weniger stark wirkenden Reiz. Dieser Reiz kann thermisch, chemisch oder mechanisch verursacht worden sein. Schmerz kann an unterschiedliche Stellen empfunden werden und hat im akuten Modus eine Schutz- und Abwehrfunktion. Hält dieser Zustand an, so wird von einem chronischen Schmerz berichtet (Vergleiche (Engelhardt, 2010) und (Kästner & Alef, 2020).

Chronische Schmerzen können folgende negative Wirkungen im Körper erzeugen (Kästner & Alef, 2020):

·        Anstieg des körpereigenen Kortisolspiegels mit einhergehender Unterdrückung des Immunsystems

·        negativ-kataboler Zustand mit gesteigertem Energieverbrauch und verminderter Futteraufnahmen

·        stressinduzierte Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Noradrenalin führt zu einer Veränderung der Durchblutungsverhältnisse.

Insbesondere können auch die Verdauungsorgane durch eine Minderdurchblutung betroffen sein. Hieraus entstehen oft zuerst subklinische Organerkrankungen, die dann bei weiterem Bestehen des Schmerzzustandes auch in einen klinisch-manifesten Zustand übergehen können (wie z.B. bei einigen Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Gastritiden oder auch bestimmten Darmerkrankungen sowie Leberveränderungen).


Schmerz als Teil einer Entzündung (Symptome: Rötung, Wärme, Schmerz, Schwellung und Funktionsverlust (Engelhardt, 2010)) anzusehen, führt dann automatisch zur Gabe von Entzündungshemmern (NSAIDs = "Schmerzmittel").


Gemäß der TC(V)M wird als Ursache für Schmerz die Stagnation von Qi und Blut beschrieben. 

Qi-Stagnation (also Schmerz) in den äußeren Meridianen (Bewegungsapparat i.e.S.) kann aufgrund unterschiedlicher äußerer Reize entstehen und die Körperwahrnehmung, die aufgrund dieser Stagnation entsteht ist sehr individuell ausgeprägt. Diese Erkenntnis ist identisch mit der klassischen schulmedizinischen Betrachtungsweise.

Die Individualisierung aus der Betrachtungsweise der TC(V)M ergibt sich einerseits aus der vorhandenen Menge an Qi in Bezug auf den äußeren Reiz und die individuelle Befindlichkeit in Bezug auf klimatische Einflüsse wie Kälte, Feuchtigkeit und Wind. Diese wiederum ist abhängig davon in welche Typisierung gemäß der 5-Elemte-Theorie sich das Tier einordnen lässt.

Es ist hilfreich, sich den Qi-Fluss in den Leitbahnen idealisierter Weise wie einen Kanal mit fließendem Wasser vorzustellen. Dann ist es gleich viel leichter das Verhältnis des Qi-Flusses und dessen beeinflussende Traumata zu verstehen. Das heißt, bei einem jungen, kräftigen Organismus mit einer ausgeglichenen Eigenregulation, führen schwache Traumata nur zu einer geringen, und sich möglicherweise schnell auflösenden, Qi-Stagnation.

Fließt in den Leitbahnen aufgrund der oben genannten Zustände nur wenig Qi, so ist nur ein sehr geringes Trauma erforderlich um den Qi-Fluss zu blockieren. Ist ein Organismus schon sehr stark geschwächt, so fließt unter Umständen nur so wenig Qi in den Leitbahnen, dass es schon ohne äußere Einwirkung zur Stagnation kommen kann (vergleichbar mit dem Versickern eines Rinnsales in einem trockenen Flussbett). Auch diese Fälle sehen wir bei unseren Patienten, bei den alten, die sehr steif und langsam aufstehen und erst in Gang kommen müssen. 


Im Hinblick auf den Bewegungsapparat sind nur bestimmte Leitbahnen (=Meridiane) durch die Qi-Stagnation betroffen. Das Setzen von Akupunkturnadeln bzw. durch die Ausübung von Akupressur an bestimmten Punkten, kommt es zur Auflösung der Stagnation und damit auch zur Auflösung des Schmerzes.


Zum Einsatz kommen sterile Einmalnadeln mit Längen zwischen 10 mm – 13 mm aber auch bis zu 25 mm. Die Dicke variiert zwischen 0,16 mm – 0,22 mm. Silikonbeschichtete Nadeln sind nicht zu empfehlen, da aus der Humanmedizin schon seit langem die Entstehung von sogenannten „Silikongranulomen“ an Akupunkturpunkten bekannt ist (Alani, 2001). Da es sich bei der Akupunktur um eine Regulationstherapie handelt, beginne ich innerhalb der ersten 2 Wochen mit je 2 Sitzungen pro Woche und vergrößere dann, in Abhängigkeit des Therapieerfolges, die Behandlungsabstände. Schlussendlich ist das Ziel, den tierischen Patienten alle 6 – 8 Wochen zu kontrollieren und dann ggfs. zu behandeln und dadurch einen harmonischen Qi-Fluss zu erhalten.


Wenn dann das Qi wieder frei im Körper fließen kann, fühlen sich unsere Tiere wieder wohl ... sie können jeden Teil des Körpers frei in jede Richtung bewegen... die Gelenke sind beweglich, die Muskulatur ist kräftig und die Sehnen sind geschmeidig ... und vor allem schmerzfrei!



Literaturverzeichnis

Alani, R. (2001). Acupuncture granulomas. JOURNAL OF THE AMERICAN ACADEMY OF DERMATOLOGY, , S. 225-226.

Engelhardt, W. v. (2010). Physiologie der Haustiere. Stuttgart: Enke Verlag.

Eul-Matern, C. (2018). Taschenatlas - Akupunktur bei Hund und Katze. Stuttgart: Sonntag Verlag.

Focks, C. H. (2017). Leitfaden chinescische Medizin. München, Jena: Urban & Fischer, Elsevier Verlag.

Kästner, S., & Alef, M. (. (Dezember 2020). Grundlagen der Schmerztherapie. Der Praktische Tierarzt.

Salzmann-Wode, B. (2016). Seminar zur Tierakupunktur. Folienhandout. Hannover: unveröffentliches Manuskript.

Westermayer, E. (1993 (2013)). Lehrbuch der Vetrinärakupunktur, Bd.1 und Bd.2. Hannover: M. & H. Schaper.

Wikipedia. (25. Juli 2021). Regulationstherapie.

Xie, H. u. (2016). Traditionel Chinese Vetreinary Medicine - Fundamental Principles, 2nd Edition. Reddik, Florida, USA: Chi Institute Press.




von Bettina Salzmann-Wode, praktische Tierärztin 8. Mai 2021
Die Monade, als Zeichen von Yin und Yang erscheint vielen Menschen nur als esoterisches Emblem. Stimmt das...? Ich nenne einige Beispiele, an denen sichtbar wird, wie wir unbewusst die Wirkungen von Yin und Yang nutzen.
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